Blog Iranreise Oktober 2018

Meidan-e Naqsh-e Dschahan

Montag, 15. Oktober: Ein Tag rund um den zweitgrössten Platz der Welt

Nachdem unser aller Blutzuckerspiegel den morgendlichen Aufstieg geschafft hat machen wir uns auf den Weg zum Tschehel Sotun. Die zwanzig Säulen des Palastes aus der Safawiden-Dynastie (1501-1722) werden durch ihre Spiegelbilder im Wasserbecken ergänzt, sodass der Vierzig-Säulen-Palast seinem Namen gerecht wird. Versteckt zwischen den vielen Säulen entlockt ein Mann seiner Nei wunderschöne Klänge und wir lauschen seinen mal sehnsüchtigen, mal verträumten, dann herzzerreissenden und tief berührenden Melodien gebannt. 

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Wir bestaunen die üppigen Malereien, die goldenen Fresken, die Geschichten erzählen von Banketten, glorreichen Feldzügen und – untypischer- und erstaunlicherweise – auch Geschichten von verlorenen Schlachten.

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Am Grossen Platz beobachten wir die bunte Mischung der Menschen; eine junge Familie mit spielenden Kindern, eine junge Frau mit ihrer Mutter am grossen Brunnen, Studenten im Kreise auf der Wiese sitzend, die unzähligen Pferdekutschen, Jung und Alt.

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Durch eine 'geknickte' Pforte betreten wir die Imam-Moschee, deren Minarette eine Stirnseite des Platzes säumen. Und wieder einmal tauchen wir ein in die blauen Muster der Wände, die Kreuzgänge, kleinen, begrünten Innenhöfe. Hier dominieren zwar wie so häufig die Blautöne, doch stechen vermehrt leuchtend gelbe Muster heraus.


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Tehrani singt wunderschön für uns, seine kräftige Stimme wird unter dieser hohen Decke getragen und erzählt Geschichten in einer Sprache, die uns fremd ist. Und doch sind wir alle berührt, haben Gänsehaut und ein Lächeln auf den Lippen. Mit dem rätoromanischen 'Dorma Bain' darf auch eine heimatliche Melodie erklingen…

Die Lotfollah Moschee, die königliche Moschee, wurde von 1603 bis 1916 errichtet und ist innen und aussen mit kostbaren Kacheln geschmückt. Im Innern erstrahlt die gemusterte Kuppel je nach Lichteinfall in Farbtönen von Rosa über Beige bis bronzefarben. So finden auch wir sie vor. Findet man den Richtigen Platz, damit die Sonne durch eines der Fenster scheint, wirft ihr Licht einen Keilförmigen, silbernen Schimmer in die Kuppel, der den Schwanz des Pfaues komplettiert.


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Wir schlendern über den 3 Kilometer langen Bazaar, der sich um den Platz herum erstreckt, bestaunen all die verschiedenen, farbigen Gewürze, trinken Schwarztee, besuchen Alexandras Silberhändler des Vertrauens, betrachten die unglaubliche Vielfalt an Menschen, an Geschäften, Farben, Stimmengewirr. Die ein oder anderen erfreuen sich an Ohrringen, Armketten oder den filigran bemalten, blauen Tellern.


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Schon neigt sich der Tag dem Ende zu, doch wir haben noch einiges auf dem Programm stehen und machen uns so auf den Weg zum Abbasi-Hotel. Die renovierte 'Karawanserei der Königsmutter' (Mādarschāh Kārwānsarā) bietet uns zwischen Brunnen und Bäumen Platz, unseren Tee zu geniessen, dem Eindämmern zuzusehen, Postkarten zu schreiben, Geschichten zu erzählen (wir wollen alle wissen, weshalb wir unter keinen Umständen über die Türkei fliegen konnten…;))


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Auf dem Rückweg zum Meydan-Platz bestaunen wir das Licht-Wasser-Spiel im Abbasi-Hotel, und finden uns alle auf einem überdachten Balkon wieder. Erneut dürfen wir ein köstliches Abendessen auf den Teppichen geniessen. Nicht ganz allen ist sind die traditionellen Sitzeinrichtungen bequem, dem ein oder anderen schmerzen nach einer Weile die Beine oder Knöchel. Doch das ändert nichts daran, wie lecker es schmeckt;)

Bei Schwarztee erwarten wir eine Gruppe junger Studenten. Alexandra hat extra organisiert, dass wir pro 'Tisch' mit zwei jungen Iranern sprechen können. Auf Englisch entstehen spannende Gespräche; zusammen mit einem Psychologiestudent und einem Physikstudent philosophieren wir, unterhalten uns über Kunsttherapie und anderes. Der eine liest uns ein persisches Gedicht vor von Hafez, erzählt uns was es bedeutet.

Auf dem Rückweg zu unserem Car überqueren wir noch einmal bei Nacht den Grossen Platz, die Kuppeln der Moscheen leuchten, der Mond leuchtet schon merkbar grösser als zum Anfang unserer Reise. Jede Nacht zunehmend merke ich an seiner Form, wie die Zeit vergeht. Beim spazieren unterhalte ich mich mit dem Physikstudenten Mojtaba noch weiter. Er erzählt mir deutlich mehr, wie er sich fühlt, über was er nachdenkt und was er glaubt. Und ich erkenne doch einige Gedanken von mir selbst wieder. Für mich ein sehr aufschlussreiches Gespräch.
Nachdenklich und müde fahren wir zurück ins Lehrerhostel.


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